Wüstfeld

Die Ortschaft Wüstfeld liegt auf einer kleinen, freien Kuppe in 364 Meter Höhe im waldreichen nord-osthessischen Bergland. Es grenzt im Westen und Norden an den Hattenröder Wald, auch Buchwald genannt, sowie im Osten und Süden an die Felder der Gemarkung Konrode. Flüsse und größere Bäche sind hier auf der Anhöhe keine vorhanden. Die Beschaffung des notwendigen Trinkwassers konnte, wenn man von einigen kleineren Teichen absieht, nur mittels Tiefbrunnen sichergestellt werden.
Die Böden, die südlich und nördlich direkt an die Ortschaft grenzen sind schwere, schwierig zu bearbeitende Tonböden, auch Minutenböden genannt, weil diese nur in einem kurzen Zeitraum zu optimalen Ackerböden vorbereitet werden können. Dagegen sind die weiter nördlich zum Wald wie auch südlich nach Konrode hin gelegenen Böden, sogenannte Lehmböden, die besten der Gemeinde.

Wüstfeld bestand im Mittelalter zunächst nur aus einigen wenigen Gehöften, deren Bewohner Ackerbau und Viehzucht betrieben. Nach und nach siedelten sich weitere Familien an und der Ort wuchs zu einem Haufendorf mit heute knapp 300 Einwohnern. Wüstfeld gehörte seit jeher zum Amt Landeck mit dem Kernort Schenklengsfeld. 1388 wird es als Wustinfelde erstmals erwähnt, 1531 Wustfelt, 1585 Wustvelt, 1705 Wüestefelt und 1857 als Wüstefeld verzeichnet.
Nach der 1818 erstellten Kataster-Vorbeschreibung liegt Wüstfeld eine halbe Stunde von Schenklengsfeld, zwei Stunden von Hersfeld und 16 Stunden von der Residenzstadt Cassel entfernt. Durch die am Ort vorbeiführenden alten Handels- und Heerstraßen „Kurze Hessen“ wie auch der „Via Regia“, kamen die Einwohner im Landecker Amt (meist schmerzvoll) mit den geschichtlichen Ereignissen in Berührung, aber dazu später mehr.

Im Landecker Amt sind die Wüstfelder von alters her unter dem Spottnamen Trespenfresser bekannt. Die Trespe (lat. Bromus) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Süßgräser, welche auf kargen Böden wächst. Über mehrere Generationen war allerdings die Trespe in Vergessenheit geraten, bis sie am Ende des 20. Jahrhunderts wieder auftauchte und den Landwirten ein Ärgernis ist.

 

Mit der fortschreitenden Industrialisierung im 20. Jahrhundert wandelte sich das bäuerlich geprägte Leben auf den Dörfern. Arbeiter wurden benötigt, zuerst in den Bergwerken in Westfalen, dann auch im Kalirevier an der Werra. Heute gibt es nur noch zwei Vollerwerbslandwirte in Wüstfeld, auch die Nebenerwerbslandwirte sind fast gänzlich verschwunden.

Fam. Altmüller (Normag 1940) links, Fam. Wenzel (Hanomag 1955) rechtes Bild

Ehemalige Orte in der Gemarkung Wüstfeld
Im 14. und 15. Jahrhundert war das Landecker Amt schon relativ gut besiedelt. Doch viele der kleineren Dörfer sind aufgrund von Seuchen und Kriegen, geringen landwirtschaftlichen Erträgen und klimatischen Veränderungen von ihren Bewohnern verlassen worden. 1348 gilt generell als das Pestjahr in Deutschland, aber noch 1356 wütete die Pest in Hersfeld und tötete dort um die 3.000 Menschen (Peststein am südöstlichen Eingang der Stadtkirche in Bad Hersfeld).8
Auch in der Umgebung von Wüstfeld sind einige Dörfer und Gehöfte wüst geworden, wie z.B. das ehemalige Dorf Hatterode, nach dem der gleichnamige Forstbezirk benannt ist. Weitere verlassene Orte in der Gemarkung Wüstfeld waren Alter Keller (südöstlich von Wippershain), Heckenhaus (östlich von Wippershain), Glasebach/Glashütte (im Hüttenbachtal), Rebenrode (zwischen Wüstfeld und Schenksolz am Herzsprung gelegen) und die Waldgaststätte Hüttenbach.

Funkmeß-Anlage Wühlmaus 1943 bis 1945
Im Herbst 1943 erschienen im Landecker Amt einige Luftwaffen-Experten, um einen geeigneten Standort für eine Funkmeß-Anlage zu erkunden und beschlagnahmten daraufhin mehrere landwirtschaftliche Flächen rechts der Landstraße von Wüstfeld nach Erdmannrode. Eigentümer und Bevölkerung durften von nun an dieses militärische Gelände nicht mehr betreten. Einwände der Bauern wegen der ausgebrachten Wintersaat wurden abgelehnt, weitere Einsprüche würden als Sabotage einer kriegswichtigen Sache angesehen und hätten schwere Konsequenzen zur Folge.

Anfang Januar 1944 legte man die Fundamente für die technischen Anlagen und für das Barackenlager, in dem die Luftwaffensoldaten und -helferinnen untergebracht werden sollten. Das Lager errichtete man auf einem Feld der Familie Altmüller unterhalb der Landstraße, rechts am Weg zum Steinbruch, (Flurname: „Das Kritzel“), und zwar aus vorgefertigten Beton- und Holzelementen. Oberhalb der Landstraße stellten die Soldaten der Luftwaffe auf einem Feld, genannt „ Am Hotzgraben“, der Familie Bock, Wüstfeld, eine Antenne vom Typ „Freya“ nebst einer kleinen Wachbaracke auf.

Weiter westlich an der Straße Richtung Erdmannrode wurden auf sechseckigen Beton-Fundamenten zwei Parabol-Antennenschirme vom Typ „Würzburg-Riese“ im Abstand von ca. 100 m aufgestellt (Felder der Familien Deiseroth und Steinhauer, Erdmannrode).

Radargerät FuMG 65 vom Typ Würzburg-Riese
(Auszug aus: Roland Wenzel, Funkmeß-Anlage „Wühlmaus“ bei Wüstfeld, 1943 bis 1945, in Mein Heimatland, Band 51, Nr. 11, November 2012)

Fortsetzung folgt