Wippershain

Wippershain – Dorf mit Aussicht
„Also du sollst noch nach dem stillen, einsamen, abgeschiedenen, aber wunderschönen Wippershain
ziehen. Denk dort oben oft an mich, wie oft ich in dem (Pfarr)Hause gewesen bin und besonders
über dem Dorfe gestanden habe, um die köstliche Aussicht zu genießen. Ich werde an dich denken und an Wippershain, welches mir in der Tat einer der liebsten Orte in der Welt ist.“
Eine so schwärmerische Lobeshymne schrieb 1841 August Vilmar, Theologieprofessor in Marburg,
in einem Brief an seine Schwester in Wippershain.
Still, einsam, abgeschieden, wunderschön und köstliche Aussicht – das sind die Attribute, die schon vor 175 Jahren unserem Dörfchen zugeschrieben wurden. Eigenschaften, die z.B. durch den Bau eines Aussichtsturmes, als Ferienort für Berliner Gäste oder mit der Errichtung einer Panoramatafel ihre Bestätigung fanden.
Diese schöne Aussicht wurde auch zum Motto der 700-Jahr-Feier von Wippershain. Das Jubiläum
war Anlass, die Geschichte und die besonderen Merkmale von Wippershain zu beschreiben.
Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Stefan Kempf, Hans Kraushaar, Hans Hantke, Albert Höhmann und Erich Hartwig, hat hierzu Informationen zusammengetragen und in diesem Buch aufgearbeitet. Sicherlich gäbe es noch vieles zu ergänzen, ein Anspruch auf Vollständigkeit
wird nicht erhoben. Dank auch an all die, die mit Fotos oder Beiträgen dieses Projekt unterstützt
haben.
Dokumente, Bilder wie auch Erzählungen und Erinnerungen haben wir gemischt. Wie bei einem
Puzzle lassen die einzelnen Beiträge dabei ein Gesamtbild von Wippershain entstehen. Vielleicht betrachtet man einiges in Wippershain mit anderen Augen, wenn einem der historische
Kontext bekannt ist. Orte im Dorf wie z.B. die Kirche oder der „Kump“ haben eine Geschichte,
und diese verbindet uns – untereinander und mit dem Dorf.
Man wird auch erkennen, dass die gepriesene „Abgeschiedenheit“ natürlich nicht absolut ist. Wenn auch früher die äußeren Einflüsse eher geringer waren und die Kirchenglocke noch den Tagesablauf vorgab, so hat die Weltgeschichte doch auch vor Wippershain nicht Halt gemacht.
Und zuletzt dürfen natürlich nicht die Menschen vergessen werden, die das Leben auf dem Dorf, z.B. über die Vereine, bestimmen.

Im Laufe der Geschichte gehörte Wippershain zu unterschiedlichen Verwaltungsbezirken und unterstand entsprechend verschiedenen „Herren“, die das politische Sagen hatten, z.B.:

Verwaltungsbezirke:
• 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Fürstentum Hersfeld, Amt Schildschlag
• 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hersfeld, Amt Schildschlag
• 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Petersberg
• 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hersfeld, Amt Schildschlag
• 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Fulda, Landkreis Hersfeld
• 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
• 1851: Kurfürstentum Hessen, Landkreis Hersfeld
• 1866/67: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hersfeld
• 1972: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Bürgermeister in Wippershain
Bis zur Eingemeindung im Jahre 1972 hatte Wippershain einen eigenen Bürgermeister:
1852 Joh. Otter
1877 Gutberlet
1900 Joh. Eidam
1909 Konrad Trinter
1918 Heinrich Schneider (Steinmüllersch)
1933 Jakob Bube I (Staatlicher Kommissar) (Bolste)
1946 Heinrich Lotz
1960 Adolf Kanther
1972 Eingemeindung, kein eigener Bürgermeister mehr

Ortsvorsteher
Ab 1972 vertritt ein Ortbeirat die Wippershainer Interessen gegenüber der Gemeindeverwaltung
in Schenklengsfeld. Als Ortsvorsteher wurden gewählt:
1972 Hans Kraushaar
1983 Heinrich Gümbel
1997 Erich Hartwig
2001 Horst Wagner

Vielen jüngeren Mitbewohnern ist nicht bekannt, dass erst mit der Gebietsreform 1972 Wippershain in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinde Schenklengsfeld kam. Über viele Jahrhunderte war es nämlich Hersfelder Lehen der Herren von Buchenau und gehörte mit Eitra, Fischbach und Sieglos zum Amt Schildschlag, war also „Nachbar“ des Amtes Landeck. Diese alte, enge Bindung an das Haunetal wirkte sich neben der Verwaltung vor allem in den kirchlichen Traditionen aus.

Wippershain im Jahre 2015