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HZ: Neuer Nutzer für ehemalige Kreisbahn-Strecke gefunden
Erstellt: 31.12.2022, 16:00 Uhr
Derzeit ungenutzt: Unser Bild zeigt die Gleise zwischen Schacht Hera und Ransbach.
Derzeit ungenutzt: Der Förderverein Werra-Fulda-Bahn und die Regiobahn Thüringen haben einen Pachtvertrag für das Reststück der ehemaligen Hersfelder Kreisbahn unterzeichnet. Unser Bild zeigt die Gleise zwischen Schacht Hera und Ransbach. © Jan-Christoph Eisenberg
Der Förderverein Werra-Fulda-Bahn und die Regiobahn Thüringen unterzeichneten einen Pachtvertrag für die Bahnstrecke nach Heimboldshausen.
Schenklengsfeld – Das gibt Vereinssprecher und -schatzmeister Klaus Peter Wenke in einer Pressemitteilung bekannt. An der Unterzeichnung in Schenklengsfeld haben laut Mitteilung der gesamte Vereinsvorstand als Verpächter sowie für die Regiobahn Thüringen (RBT) als Pächter Geschäftsführerin Maria Elisabeth Meyer sowie die Prokuristen Hubertus Erbstößer und Wilfried Erbert teilgenommen.
„Die jahrelange Suche nach einer für alle Parteien befriedigenden Lösung zur Sicherstellung der Bahnstrecke, fand ihr Ende. Mit der Regiobahn Thüringen fand sich ein Partner der dieselben Interessen wie der WFBV verfolgt: Die Ertüchtigung der Strecke zur Nutzung als Güterverkehrsstrecke“, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins.
Die beiden Mitgliedskommunen Schenklengsfeld und Hohenroda seien frühzeitig in die Planungen eingebunden worden – auch im Hinblick auf zukünftige Gewerbegebiete, die von einer Bahnanbindung profitieren könnten. „Mit der Regiobahn Thüringen haben wir einen Pächter gefunden der die Erfahrung und das Knowhow eines Bahninfrastrukturunternehmens mitbringt und dieses Projekt umsetzen kann“, so der Vorsitzende Fördervereins, Jürgen Baumgardt.
Als nächste Schritte solle von der Regiobahn Thüringen nun die Bestellung einer Eisenbahnbetriebsleitung für die Strecke in die Wege geleitet und beim Regierungspräsidenten in Kassel eine sogenannte Baugleiserklärung beantragt werden, um die Gleise freischneiden und für Instandsetzungsarbeiten mit Baufahrzeugen befahren zu dürfen.
Der Förderverein Werra-Fulda-Bahn war 1994 für den Erhalt der ehemaligen Hersfelder Kreisbahn (ab 1984 Hersfelder Eisenbahn GmbH) gegründet worden, die den Zugverkehr 1993 eingestellt hatte. Nach der Demontage der Gleise zwischen Bad Hersfeld und Schenklengsfeld im Jahr 1999 konzentrierten sich die Bemühungen auf das Reststück zwischen Schenklengsfeld und Heimboldshausen, das der Verein im Jahr 2009 von der Hersfelder Eisenbahn GmbH (HEG) übernahm. Ein regelmäßiger Fahrbetrieb mit Unterstützung wechselnder Partner wurde mehrfach angekündigt, kam aber nie zustande. Für ein bundesweites Medienecho sorgte der Verein, als er die zwölf Kilometer lange Bahnstrecke samt Lokschuppen und Fahrzeugen im Frühjahr 2017 wegen fehlenden Nachwuchses und weitgehend aufgebrauchten Kapitals auf der Internet-Plattform Ebay Kleinanzeigen zum Verkauf anbot.
Nachdem die im Jahr 2018 von der Mitgliederversammlung beschlossenen Übergabe der Strecke an einen niederländischen Geschäftsmann geplatzt war, forcierte der Vereinsvorstand den Verkauf an die Anrainer-Kommunen Schenklengsfeld und Hohenroda. Für Irritationen sorgte zwischenzeitlich die mit einem Spendenaufruf verbundene Suche nach Schwellenpaten für die Kreisbahnstrecke eines Vereins aus Sachsen-Anhalt.
Nach längerer Debatte um Kaufpreis und Bindefristen gab die Gemeinde Schenklengsfeld im vergangenen Februar ein Kaufangebot von 35 000 Euro ab. Im August votierte die Mitgliederversammlung des Vereins schließlich für die langfristige Verpachtung an die Regiobahn Thüringen (RBT). Das Unternehmen mit Sitz in Vacha betreibt unter anderem die Bahnstrecke Bad Salzungen-Unterbreizbach, die nach der Stilllegung wieder in geringerem Umfang für Güterverkehr sowie zum Abstellen von Waggons genutzt wird.
Das Schenklengsfelder Gemeindeparlament hatte sich im Dezember ebenfalls für die Verpachtung gemeindlicher Grundstücke an die RBT ausgesprochen. Dabei handelt es sich um einen Großteil des Gleisfeldes des Schenklengsfelder Bahnhofs, welches in Besitz der Gemeinde ist. (Jan-Christoph Eisenberg)

Kreisbahn wird reaktiviert: Regiobahn Thüringen pachtet Bahnstrecke

Der Pachtvertrag ist unterschrieben - im Bild von links: Carmen John-Böhler, Schriftführerin WFBV,  Geschäftsführerin RBT Maria Meyer,  Ralf Blankenbach 2.Vorsitzender WFBV, Wilfried Erbert RBT, Jürgen Baumgardt 1. Vorsitzender WFBV  und Hubertus Erbstösser, RBT. - Foto: privat

Der Pachtvertrag ist unterschrieben – im Bild von links: Carmen John-Böhler, Schriftführerin WFBV, Geschäftsführerin RBT Maria Meyer, Ralf Blankenbach 2.Vorsitzender WFBV, Wilfried Erbert RBT, Jürgen Baumgardt 1. Vorsitzender WFBV und Hubertus Erbstösser, RBT. – Foto: privat

31.12.22 – Auf dem zwölf Kilometer langen Teilstück der Schienenstrecke von Schenklengsfeld nach Philippsthal-Heimboldshausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) soll der Güterverkehr reaktiviert werden. Dazu wurde am Donnerstag in Schenklengsfeld für die Bahnstrecke zwischen dem Werra-Fulda Bahn Verein (WFBV) und der Regiobahn Thüringen (RbT) ein entsprechender Pachtvertrag unterzeichnet.

Der gesamte Vorstand des Werra Fulda Bahn Verein (WFBV) sowie die Vertreter der (RbT) Regiobahn Thüringen GmbH mit Geschäftsführerin Maria Meyer, dem Prokuristen Hubertus Erbstösser und Wilfried Erbert waren bei der Unterzeichnung des Dokumentes anwesend.

Die jahrelange Suche nach einer für alle Parteien befriedigenden Lösung zur Sicherstellung der Bahnstrecke, fand endlich ein Ende. Mit der Regiobahn Thüringen fand sich ein Partner, der die gleichen Interessen wie der WFBV verfolgt, nämlich die Ertüchtigung und Erhaltung des Schienenstrangs zur Nutzung als Güterverkehrsstrecke.

Zukünftige Gewerbebetriebe sollen vom Bahnanschluss profitieren

Die Gemeinden Schenklengsfeld und Hohenroda wurden frühzeitig in die Planungen involviert und fanden an der Lösung gefallen. Auch im Hinblick auf zukünftige Gewerbegebiete, die von einer Bahnanbindung profitieren könnten, überzeugte die Bürgermeister Carl-Christoph Möller (Schenklengsfeld) und Andrè Stenda (Hohenroda).

„Mit der Regiobahn Thüringen haben wir einen Pächter gefunden, der die Erfahrung und das Knowhow eines Bahninfrastrukturunternehmens mitbringt, und dieses Projekt umsetzen kann“, sagte der erste Vorsitzende des WFBV Jürgen Baumgardt.

Als nächste Schritte werden von der Regiobahn Thüringen die Bestellung einer Eisenbahnbetriebsleitung für die Strecke in die Wege geleitet und beim Regierungspräsidenten in Kassel eine Baugleiserklärung beantragt.

Standpunkt von Gerhard Manns:

Das sind natürlich für alle Eisenbahner und auch für die ehemaligen „Kreisbahner“ gute Nachrichten, die berechtige Hoffnung machen, dass bald wieder das warnende Pfeifsignal bei der Annäherung eines Zuges an den unbeschrankten Bahnübergängen zu hören sein wird.

Auch die Bevölkerung des „Landecker Amtes“ dürfte gespannt sein, ob das Vorhaben zur Reaktivierung der ehemaligen Kreisbahnstrecke gelingt, zu wünschen wäre es. Schade, dass die restliche Schienenstrecke von Bad Hersfeld nach Schenklengsfeld für den Bau eines Radweges auf dem Bahndamm abgebaut wurde. Vielleicht waren die Verantwortlichen damals etwas zu voreilig mit dem Abbau der Schienen, wie gesagt vielleicht!

Hintergrund:

Die Bahn im Betrieb zwischen Schenklengsfeld und Heimboldshausen

Der Kreistag Hersfeld beschloss am 20.11.1909 den Bau der Kreisbahnstrecke von Bad Hersfeld nach Heimoldshausen. Damit wurde damals eine bessere Anbindung ins Werragebiet und bis nach Thüringen geschaffen. Auch das Kalirevier und die Einwohner im Ostteil des Kreises profitierten von der neuen Eisenbahnstrecke. Nach zweijähriger Bauzeit fand am 26.09.1912 die Einweihung der Kreisbahnstrecke durch den damaligen Landrat Carl Alexander von Grunelius und dem damaligen Kreisbahndirektor Karl Hille statt. Schon einen Tag später, am 27.09.1912 startete der Betrieb der Hersfelder Kreisbahn mit der offiziellen Betriebseröffnung.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sperrte die sowjetische Besatzungsmacht die Schienenstrecke zwischen Heringen und Gerstungen, so dass die gesamten Kalitransporte der K+S Werke Hattorf und Wintershall über die Kreisbahnstrecke im sogenannten „Kaliumleitungsverkehr“ erfolgen mussten. Das für solche tonnenschweren Züge nicht ausgelegte Gleis wurde dabei arg in Mitleidenschaft gezogen und musste teilweise erneuert werden.

Nachdem die Behörden in der damaligen DDR die Strecke wieder für die Kali-Züge über Gerstungen freigegeben hatten, konnte bis zu Falle der Mauer und der anschließenden Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, das Kali wieder über die DB Strecken abgefahren werden. Das hatte zur Folge, dass damit die Hersfelder Kreisbahn an Bedeutung verlor, weil nun wieder alle Kali Züge über Gerstungen abgefahren wurden. Am 01.01.1984  wurde die Kreisbahn von der Hessischen Landesbahn übernommen. Wegen der ausfallenden Kali-Transporte wurde die Bahn bald stillgelegt und so fuhr am 31.12.1993 zum letzten Mal ein Triebwagen der Hersfelder Eisenbahn Gesellschaft (HEG) von Bad Hersfeld nach Heimboldshausen. Der Busbetrieb war durch die Stilllegung der Schienenstrecke vorerst nicht betroffen, so dass einige Angestellten der Bahn in den Busbetrieb übernommen wurden. Aber auch da gab es schon bald schmerzliche Veränderungen, denn die HEG verlor die Ausschreibungen und musste den Betrieb zum 21.08.2005 einstellen.

Somit war nun auch der letzte noch verbliebene Betriebszweig der Hersfelder Eisenbahn GmbH am Ende und das Unternehmen stand vor der Auflösung. (Gerhard Manns) +++